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Praktische Inputs für die Ausbildung

Die E. Weber AG Wattwil hatte in den letzten zweieinhalb Monaten einen besonderen Gast: Jürg Stolz, Leiter der praktischen Ausbildung an der «Berufsfachschule Verkehrswegbauer» in Sursee, holte sich hier wertvolle Eindrücke aus der Praxis, die künftig seinen Unterricht bereichern werden.

(Bild: zVg)

Wattwil. Wie die Strassenbaupraxis sinnvoll in die Ausbildung der künftigen Berufsleute einfliessen kann, zeigt ein Beispiel aus Wattwil: Die E. Weber AG stellte sich zweieinhalb Monate als praktischer Anschauungs- und Lernort für den Berufsfachschullehrer und Leiter der Praktischen Ausbildung an der «Berufsfachschule Verkehrswegbauer» in Sursee, Jürg Stolz, zur Verfügung.

Tuchfühlung mit der Berufspraxis
Eine ideale Kombination, wie sich schnell zeigen sollte, nicht zuletzt da die E. Weber AG als Ausbildungsbetrieb selbst viele Strassenbaulehrlinge nach Sursee schickt. Im Unternehmen, das mit seinen Tochterfirmen 180 Mitarbeiter beschäftigt, verbringen in der Regel zwischen 15 und 20 junge Menschen ihre Lehrzeit. Allein acht Strassenbaulehrlinge sind derzeit hier beschäftigt. «Wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere Ausbildungsplätze sehr beliebt sind und wir so auch immer ausreichend eigenen Nachwuchs ausbilden können», erklärt Heinz Wittenwiler, Spartenleiter Strassenbau und Ausbildungschef bei der E. Weber AG.

Nun konnte das Unternehmen einen zusätzlichen, besonderen Beitrag zur Ausbildung der Fachkräfte von Morgen leisten. Denn wie wichtig der Kontakt zur Berufspraxis ist, war auch Jürg Stolz immer bewusst. Allerdings stand er dem vergleichsweise langen Zeitraum des Praktikums anfangs skeptisch gegenüber, wie er einräumt. «Jetzt muss ich aber sagen, dass es gar nicht besser hätte laufen können», fasst er zusammen. Zwischenzeitlich hat er sich zu einem wahren Führsprecher für mindestens zweimonatige Praxiszeiten für Lehrpersonen entwickelt, ja wird auch nach seiner Rückkehr nach Sursee umgehend einen seiner Mitarbeitenden eine solche Praxiszeit ans Herz legen.

Äusserst wertvolle Eindrücke
«Wir haben so viel wie möglich gezeigt“, kann Heinz Wittenwiler offenbar zu Recht sagen, denn das Zeugnis, welches Jürg Stolz der E. Weber AG ausstellt, ist mehr als nur gut. «Ich bin seit 39 Jahren weg von der Praxis und Lehrer an der Berufsfachschule», erklärt der jetzt 61-Jährige. Trotz mehrerer kürzerer Praxiszeiten in der freien Wirtschaft war die Zeit in der E. Weber AG aber für seinen Erfahrungsschatz, seinen Unterricht und auch in persönlicher Hinsicht äusserst wertvoll, wie er berichtet.

Zum einen schätzt er das neu gewonnene Wissen über moderne Methoden, Maschinen und Materialien hoch ein. Beispiele hierfür sind unter anderem neue Verdichtungsmöglichkeiten und Maschinen für den Belagsbau. «Dies wird sicher in den Unterricht einfliessen, auch wenn nach wie vor die Vermittlung des ursprünglichen handwerklichen Geschicks eine grosse Rolle spielt», erläutert er. Dennoch wird sich nach seinem Aufenthalt bei der E. Weber AG in Wattwil einiges in den Übungshallen in Sursee verändern. Zudem war es für den Berufsfachschullehrer auch eine wichtige Erfahrung, wieder einmal in direktem Kontakt zu den Ansprüchen an die Flexibilität und den Druck zu kommen, welchen die Betriebe in der Wirtschaft ausgesetzt sind.

Nicht weniger als 1000 Fotos hat er gemacht, um künftig im Unterricht die Schere zwischen Theorie und Praxis zu schliessen. «Dabei habe ich auch diversere kleinere Abläufe im grösseren Zusammenhang dokumentieren können.» Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Entwicklung der neuen Bildungsverordnung in deren Rahmen auch der gesamte Lehrplan und -inhalt angepasst wird, sind diese Erkenntnisse wertvoll. «Wir müssen uns in der Ausbildung den Bedürfnissen der Unternehmen anpassen», erläutert Jürg Stolz.

Die Berufsfachschule Verkehrswegbauer in Sursee befindet sich auf dem Gelände des Campus, dem Ausbildungszentrum des Baumeisterverbandes. Hier erhalten unter anderem auch alle Strassenbauer der Deutschschweiz ihren Schulunterricht, können unter anderem den eidgenössischen Fähigkeitsausweis erwerben, oder eine Attest-Ausbildung absolvieren, sowie Zusatzausbildungen oder Nachholbildungen abschliessen. «Die Besonderheit unserer Schule liegt darin, dass wir neben der Berufsfachschule auch überbetriebliche Kurse anbieten», so Jürg Stolz.

Eine lehrreiche Zeit
Für Jürg Stolz bleibt als Fazit: «So gern ich wieder in den Unterricht zurückgehe, so gut hat es mir hier auch gefallen. Ich habe alles sehen, erleben und machen dürfen, was ich wollte und habe eine ebenso lehrreiche wie abwechslungsreiche Zeit gehabt.» Und auch seitens der E. Weber AG kann Heinz Wittenwiler nur von einer «Win-Win-Situation» sprechen. Jürg Stolz schätzte die interessante und vielfältige Arbeit der E. Weber AG genauso, wie das Betriebsklima im Unternehmen. Auch hier nimmt er etwas mit nach Sursee, wie er erzählt. Der auf dem Bau nicht übliche morgendliche Händedruck zur Begrüssung ist nur ein Beispiel dafür, was alles zum positiven Eindruck auf den Gast aus Sursee beigetragen hat.

Zudem konnten beide Seiten von dem Austausch profitieren, ergänzt Heinz Wittenwiler. Ihm ist auch bewusst, dass das Unternehmen damit einen Beitrag zur Verbesserung der Ausbildung junger Berufsleute leisten konnte, wovon auch die Betriebe wieder profitieren können.