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Ein Leben voller Leid und Kunst

Weniger das Glück, als Schaffenskraft zeichneten Antonio Ligabue, den

Ostschweizer Künstler mit italienischen Wurzeln, aus. Im Rahmen der «Wahnsinnsnächte 2016» bietet das Theaterstück «Ein Kuss» am 27. Oktober in der Villa Grünfels in Jona berührende Einblicke in sein Leben.

Rapperswil-Jona. - Ein Leben lang vergeblich auf der Suche nach menschlicher Wärme, ein Wahnsinniger, zerrissen von innerem Schmerz - so kann der bedeutende «Art Brut»- Künstler Antonio Ligabue beschrieben werden. Denkt man an seine Bilder, geht angesichts der von ihnen ausgehenden Faszination oft das traurige Schicksal dieses Mannes vergessen. Das mehrfach ausgezeichnete Theaterstück «Ein Kuss» nimmt sich diesem unter der Regie von Mario Perrotta an. Schauspieler Marco Michel setzt dieses beeindruckend und tief berührend in Szene. Am 27. Oktober ist das Schauspiel im Rahmen der «Wahnsinnnsnächte 2016» in der Kellerbühne Grünfels zu erleben.


Tiefe Emotionen

Er hatte nie eine richtige Familie, war unbeständig und aufgewühlt, fühlte sich in der Nähe von Tieren und in der Abgeschiedenheit wohler als in Kontakt mit Menschen. Antonio Ligabue suchte dennoch Zeit seines Lebens nach menschlicher Wärme und Zuneigung, wie das Schauspiel «Ein Kuss» eindrücklich verdeutlicht. Ende Dezember 1899 als uneheliches Kind einer italienischen Auswanderin in der Schweiz geboren, wuchs er bei einer Pflegefamilie in der Ostschweiz auf. Was sich wie ein roter Faden durch sein Leben ziehen sollte, begann schon in einer schwierigen Kindheit. Er galt als aggressiv, fristete einen beachtlichen Teil seiner Jugend im Heim Oberfeld Marbach und später in der psychiatrischen Klinik St. Pirminsberg in Pfäfers. 1919 wurde Ligabue nach Italien ausgewiesen, wo er ebenso Ausländer und gesellschaftlich Aussenstehender war wie

zuvor in der Schweiz.


Der Kuss und damit der Hauch an Zuneigung, nach dem sich Ligabue so innig sehnte, sollte ihm bis zu seinem Tod 1965 in einem italienischen Armenhaus verwehrt bleiben. Die Tragik seines Schicksals wird in dem Einpersonenstück «Ein Kuss» mit einem tiefgreifenden, emotionalen Einblick in das Leben des Mannes offenbart, welcher der Welt so faszinierende Bilder geschenkt hat. Der Abend in der Villa Grünfels ist damit nicht nur eine besondere Empfehlung für alle Freunde der Kunst von Ligabue. Das Stück ist gleichzeitig eine bewegende Unterhaltung, die zum Nachdenken anregt.


Kulturelle Enttabuisierung

Das Kulturfestival «Wahnsinnsnächte» findet jeweils im Zusammenhang mit dem Internationalen Tag der psychischen Gesundheit statt, der dieses Jahr unter dem Leitthema «Erste Hilfe für die Seele» steht. Die «Wahnsinnsnächte» rücken das facettenreiche Thema mit vielfältigen kulturellen Angeboten in den Fokus und setzen der Stigmatisierung von psychischen Krisen auf unterhaltsame und abwechslungsreiche Weise Erkenntnisse entgegen. Das mittlerweile zum zwölften Mal ausgetragene Kulturfestival entstand ursprünglich in Liechtenstein und hält seit einigen Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem «Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit» auch spannende Veranstaltungen in den Kantonen St. Gallen und den beiden Appenzell bereit. Dazu gehört auch die Theateraufführung in der Villa Grünfels am 27. Oktober.


 

 

 

Schauspiel «Ein Kuss», Aufführung vom 27. Oktober 2016, 20.15 Uhr, in der Kellerbühne Grünfels in Jona